Montag, 7. Mai 2012

Unheimliche Begegnungen


Und so saß sie und sann. Und saß. Und sann. 'Oh Schreck,' dachte sie, 'eine Schreibblockade. Wenn ich da mal nicht schieflage mit meinen Plänen.' Und so saß sie weiter. Langweilig war es. Mit einer Schreibblockade, was fing sie an mit all ihrer Zeit, die sie ja nun hatte? Früher war ja ihr gesamtes Organisationstalent gefragt, den Haushalt für den Lutenent zu versorgen. Jetzt aber war alles blitzeblank und propper, wenn niemand mehr Senfeier am Schreibtisch verspas und -krümelte.
'Nun,' so dachte sich Rupp Rechta, 'da kann ich genausogut einen schönen Ausflug unternehmen. Wie ein Tourist, das habe ich ja viel zu wenig gemacht, schade drum. Hatte ja nie Zeit, seit ich hier zum Lutenent gekommen bin, damals 1989.'
Gesagt getan, Rupp Rechta war noch nie ein Kind langwieriger Entscheidungen, das wurde ihr schon in der Kita-Frühförderung beigebracht. Und so schnappte sie sich ihre neue Kamera, setzte sich in den Bus und fuhr nach Stonehenge. So wie es die Touristen tun.


Und die Touristen taten es in der Tat, Rupp Rechta war ganz überwältigt von der Masse an Leuten, die sich dort tummelten. Sie stieß, bahnte, pflügte sich ihren Weg durch die Menge, um zum Eingang zu gelagen und einen Blick auf die alten Steine werfen zu können. Und natürlich Fotos zu machen.
Doch was war das? Der Auflauf der Massen galt, wie es sich herausstellte, gar nicht den Steinen, sondern einem ganz anderen Objekt, etwas abseits des Parkplatzes. Polizeiautos standen dort, und einige Beamte suchten die Leute in Schach zu halten! Gab es einen Mord? Rupp Rechta schien ja verfolgt von Kriminalangelegenheiten!
Sie spähte und lugte zwischen den Köpfen der aufgeregten Meute, doch sie konnte nicht erkennen, was sich abspielte. Doch halt! War das dort nicht der Sergeant Libbe? Der schien ihr ja überall zu begegnen! Beunruhigt kämpfte sie sich noch näher heran.


Was ging denn hier vor? Wieso war der Sergeant hier? War das Zufall? Wenn ja, dann ein ausgeprochen seltsamer. "Rupp Rechta!" Der Sergeant hatte sie erspäht. "Treten Sie näher! Lassen Sie die Lady durch, Herrschaften!"
Und als ob er ihre Gedanken lesen könnte, sagte der Sergeant: "Glauben Sie an Zufälle? Ich bin geneigt, es nicht zu tun, meine Liebe. Und deswegen wundert es mich nicht, dass ich Sie hier treffe. Ich nehme an, dass Sie wissen, dass Ihr Freund hier aufgetaucht ist?" Verblüfft fing Rupp Rechta an, ihre Nägel zu benagen. Das tat sie immer, wenn sie aufgeregt war.
"Mein Freund? Sergeant Libbe, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Welchen Freund meinen Sie denn, for gods sake?"
Der Sergeant musterte sie mit Kriminalblick. Durchdringend und kriminalistisch. Darin war er geübt, und sein Instinkt sagte ihm, dass diese behäbige, aber umgängliche und angenehme Person nicht mit genügend scharfsinnigem Verstand gesegnet war, um solche Unschuld vorzutäuschen.
Langsam sagte er: "Ihr Freund, den wir zusammen mit einer weiteren zwielichtigen Person, weiblichen Geschlechts, in Lutenent Grimms Haus gesehen haben, an dem Tag als der Lutenent gestorben ist."
Rupp Rechta blieb die Luft weg. Kloppi Klaus? Der war ebenfalls hier?
"Er ist dort drüben, bei den Wagen. Gehen Sie und überzeugen Sie sich." Sie sah wohl so verstört aus, dass der Sergeant jeden Verdacht gegen Sie fallengelassen hatte.


Kloppi Klaus sah allerdings nicht minder verstört aus als sie selber sich fühlte. Er stand in Handschellen an einem der Wagen und sah unglücklich drein, als er sie kommen sah.
"Oh Rupp Rechta, bitte verzeih. Die Dinge sind aus dem Ruder gelaufen. So haben wir das nicht geplant!"
"Kloppi Klaus, wovon redest du denn? Und was machst du bloß hier?"
"Zuerst waren wir überzeugt, dass es nicht schief gehen könnte. Doch dann war alles doch viel schwieriger, als wir es uns vorgestellt hatten. Das System war einfach viel zu kaputt! Und deswegen wollten wir wieder zurück kommen. Wo allerdings Mrs Klappauf ist und warum ich in Stonehenge herausgekommen bin, kann ich mir nicht erklären."
"Kloppi..." Rupp Rechta machte sich nun nicht nur um ihre eigene mentale Gesundheit Sorgen, sondern auch um Kloppis. Sofern Phantasiegestalten überhaupt so etwas besaßen.
"Genau zwischen den Steinen, hab mir sogar noch den Kopf angehauen", Kloppi Klaus hatte sich in Rage geredet, "und das kann ja schlussendlich nur bedeuten, dass der Generator nicht richtig funktioniert hat und ich irgendwie in die Abzweigung hierher geraten bin."
"Kloppi ....!"
"...Was wiederum bedeutet, dass wir gerade entdeckt haben, woran die Archäologen schon so lange rätseln..."
"KLOPPIII!!!!!!", Rupp Rechta hatte den armen verwirrten Kloppi am Kragen gepackt, "Jetzt sag mir sofort, was hier vorgeht!!"
"Aber das versuch ich doch die ganze Zeit zu erklären, es sind eine Art Wurmgänge! Genau dieselben, durch die wir damals..."


Rupp Rechta verlor die Nerven: "Hier hast du meine Mobilnummer Kloppi, wenn du mich brauchst ruf mich an." Sie drückte ihm den Zettel in die behandschellte Hand und rannte los. In ihrem Kopf hatte sich eine Idee manifestiert und sie musste einfach wissen, ob es stimmte. So drängelte sie so schnell es ging zurück durch die Menge und zum Eingang zum Steinkreis. Die Massen schienen glücklicherweise komplett abgelenkt durch die Vorgänge auf dem Parkplatz, so dass die Steine unbevölkert und außerdem auch ohne Aufsicht waren. Perfekt! Rupp Rechta rannte die letzten paar Meter, hechtete über die niedrige Absperrung und warf sich zwischen die Steine. Wo sie auf der Stelle verschluckt wurde.


...Weiter gehts mit:

Klappfix
Gummistiefel
Retoure


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