Aha! Eine Assistentin des Gatekeepers! Ein Barkeeper oder
auch nur seine Assistentin wären ihr jetzt wesentlich lieber gewesen. Sie brauchte
dringend einen Schnaps, ein Erdbeercocktail würde es auch tun, um zu verkraften,
was sie da eben gesehen hatte! Diese bunten Virsusschlierendinger schienen für den Transport von einem Ort der
Welt an einen anderen verantwortlich zu sein. So viel hatte sie mit ihrem
einfachen Gemüt oder besser mit ihrem messerscharfen Verstand kapiert. In
Gedanken ließ sie ihre Reise von Luckenwalde nach Ost-Berlin sausen. Sie musste
nicht mehr an diesen alten Ort ihres merkwürdigen und für sie bisher
ungeklärten Transportes, damals Anfang 89, zurück kehren. Naja, irgendwie auch
logisch, schließlich war sie ja diesmal inmitten einer Gartenanlage namens „ Frohe
Zukunft“ – sie konnte sich ein Grinsen über diesen absurden Zufall nicht
verkneifen - in Luckenwalde von 1984 (!) gelandet! Der Ort schien für ein Hin oder
Zurück offensichtlich nicht von Belang. Es gab wohl mehrere Gates, die mit
Wurmgängen, wie Kloppi Klaus ihr versichert hatte, miteinander unterirdisch verbunden
waren. - „Was grinsen Sie denn so?“ fragte Frau Müller-Hein. „Irgendetwas
Verdächtiges, Merkwürdiges?“ Die Frage machte Rupp Rechta misstrauisch. Sie
schaute die Dame an, die angeblich Müller-Hein hieß. Sie sprach ein wirklich
perfektes, ja makelloses Deutsch, etwas zu perfekt, wie ihr jetzt schien. Sie
sah sie genauer an, Highheels, schicker Damenanzug, Sonnenbrille – wozu bloß um
alles auf der Welt eine Sonnenbrille um diese Tageszeit!? - dazu eine Figur wie
die Models vom Laufsteg und voll durchtrainiert! Sie mochte höchstens Ende
Zwanzig sein. Und dann fiel es Rupp
Rechta wie Schuppen aus den Haaren. Diese Dame war vom CIA! Jetzt war
allergrößte Vorsicht geboten. Sah sie das Gleiche wie sie, Rupp Rechta? Wollte
sie sie ausforschen? - „Ach nix.“ sagte Rupp Rechta so gelassen als möglich. „Ich
musste nur gerade an meine Kinderzeit denken, wissen Sie?, als ich das erste Mal durch ein Spiegel-Kaleidoskop
schaute und plötzlich ganz viele Cousins vor mir sah. Die Brille hat eine
ähnliche Wirkung, wissen Sie?“ dann fügte sie so unbefangen wie möglich hinzu. „Was
meinen Sie übrigens mit Gates? Sollte ich dort durch meine Brille Bill Gates
gesehen haben?“ schloss sie hastig fragend an mit der unbekümmertsten und dümmsten Miene, die sie zu machen in der Lage
war. – Frau Müller-Hein, wie sie sich nannte, schien mit der Antwort ganz und
gar nicht zufrieden. Wie dumm war diese Person denn, schoss es ihr durch den
Kopf oder war sie vielleicht so gerissen intelligent, dass sie alle leimte? Sie
schien für einen kurzen Moment unschlüssig und ließ sich dann auf die Naivität
ihres Gegenübers ein. „Sie sehen alles
mehrfach?“ – „Ja, irgendwie“ stammelte Rupp Rechta. Frau Müller-Hein schien die
Antwort immer noch nicht zufriedenstellend genug zu sein. „Naja“, sagte sie. „Geben
Sie mir die Brille mal wieder her!“ Schnell und unbemerkt wechselte sie die Brille
Rupp Rechtas mit ihrer eigenen aus. Sie schaute noch einmal zu der Stelle, auf
die Rupp Rechta geschaut hatte und wo ihre Spuren vom Aufschlag noch zu sehen
waren und sah den Eingang des Gates nach wie vor nur grau in grau und im kurzen
Takt von Lichtblitzen, die wie von Kristallen absorbiert erschienen, durchzuckt.
Sie zuckte unmerklich mit ihren Schultern, doch nicht unmerklich genug, dass es
Misses Rupp Rechta entgangen wäre. AHA, dachte sie!
Der CIA hatte doch extra diese Miss Rupp Rechta seit ihrem
ungewöhnlichen Auftauchen in Findhorn an einem präparierten Fliederbusch, Anfang
1989, minutiös überwachen lassen, sinnierte die Gatekeeper-Assistentin vor sich
hin. Zufällig war man damals vor Ort, denn diese Kommune war verdächtig, hatte
sie doch aus einer Sandwüste eine fruchtbare Oase werden lassen. Solches durfte
nicht einfach so Schule machen! Die Interessen und die Freiheit der Vereinigten
Staaten, und damit der ganzen Welt, wurden durch derartige Projekte empfindlich
beschädigt! Frau Müller-Klein alias Jane Cooper, Colorado, verunsicherte die
Aussage der Misses Rupp Rechta. Man hatte sich erhofft, von ihr über noch
fehlende Details des Gatebeamens wesentliche Auskünfte zu erhalten. Sie war in
einer für sie unbequemen Lage. In 10 Minuten würde ihr Gatekeeper einen Rapport
von ihr erwarten und der war nicht gerade aufschlussreich, was ihrer erhofften
Beförderung mehr als nur im Wege sein würde. Es würde ein Schaden für den CIA
und damit für die Vereinigten Staaten entstehen, den sie nicht so schnell würde
ausbügeln können. Sie trug die volle Verantwortung für den Ausgang dieser
Operation! Sie überlegte gerade, was das Protokoll für diesen Fall vorsah, als
sie sich blitzschnell und intuitiv entschied, diesem Ausgang ein anderes Ende
zu geben. Schnell drückte sie einen Knopf auf ihrer Uhr am linken Handgelenk.
Sie musste es riskieren. Plötzlich löste sich alles, was Rupp Rechta bis eben
sah, wie eine in Zeitlupe zerplatzende Seifenblase vor ihren Augen auf und in
ihr machte sich ein Gefühl des freien Falls bemerkbar. Ihre Beine zuckten, ihre
Herzfrequenz verdoppelte sich. Ganz plötzlich stoppte der freie Fall und es
fühlte sich für einen ewigen Moment an wie beim Trampolinspringen. Mit einem entsetzlichen,
jedoch stummen Schrei wachte sie im Sessel auf, in dem sie offensichtlich noch
einmal eingenickt war! Es klopfte heftig an der Tür. Die ältere Dame, die sich
als eine Frau Katzenklo vorgestellt hatte, lugte nun durch den geöffneten
Türspalt zu ihr herein. Noch völlig benommen von ihrem Traum schaute sie Frau
Katzenklo an, aschfahl im Gesicht. Es fühlte sich an wie ein dejá vu. „Ihnen scheint
nicht ganz wohl zu sein?“ fragte sie rhetorisch mit einem dennoch erschrockenen
Gesichtsausdruck. „Aber da ist eine Lady, die will sie unbedingt sprechen. Darf
ich sie rein lassen, Misses Rupp Rechta?“
Weiter geht es mit:
- Blumenkohlröschen
- Netzhaut
- Stichsäge