Donnerstag, 5. Juli 2012

Wie im Sturzflug - reset to zero


Aha! Eine Assistentin des Gatekeepers! Ein Barkeeper oder auch nur seine Assistentin wären ihr jetzt wesentlich lieber gewesen. Sie brauchte dringend einen Schnaps, ein Erdbeercocktail würde es auch tun, um zu verkraften, was sie da eben gesehen hatte! Diese bunten Virsusschlierendinger  schienen für den Transport von einem Ort der Welt an einen anderen verantwortlich zu sein. So viel hatte sie mit ihrem einfachen Gemüt oder besser mit ihrem messerscharfen Verstand kapiert. In Gedanken ließ sie ihre Reise von Luckenwalde nach Ost-Berlin sausen. Sie musste nicht mehr an diesen alten Ort ihres merkwürdigen und für sie bisher ungeklärten Transportes, damals Anfang 89, zurück kehren. Naja, irgendwie auch logisch, schließlich war sie ja diesmal inmitten einer Gartenanlage namens „ Frohe Zukunft“ – sie konnte sich ein Grinsen über diesen absurden Zufall nicht verkneifen - in Luckenwalde von 1984 (!) gelandet! Der Ort schien für ein Hin oder Zurück offensichtlich nicht von Belang. Es gab wohl mehrere Gates, die mit Wurmgängen, wie Kloppi Klaus ihr versichert hatte, miteinander unterirdisch verbunden waren. - „Was grinsen Sie denn so?“ fragte Frau Müller-Hein. „Irgendetwas Verdächtiges, Merkwürdiges?“ Die Frage machte Rupp Rechta misstrauisch. Sie schaute die Dame an, die angeblich Müller-Hein hieß. Sie sprach ein wirklich perfektes, ja makelloses Deutsch, etwas zu perfekt, wie ihr jetzt schien. Sie sah sie genauer an, Highheels, schicker Damenanzug, Sonnenbrille – wozu bloß um alles auf der Welt eine Sonnenbrille um diese Tageszeit!? - dazu eine Figur wie die Models vom Laufsteg und voll durchtrainiert! Sie mochte höchstens Ende Zwanzig sein.  Und dann fiel es Rupp Rechta wie Schuppen aus den Haaren. Diese Dame war vom CIA! Jetzt war allergrößte Vorsicht geboten. Sah sie das Gleiche wie sie, Rupp Rechta? Wollte sie sie ausforschen? - „Ach nix.“ sagte Rupp Rechta so gelassen als möglich. „Ich musste nur gerade an meine Kinderzeit denken, wissen  Sie?, als ich das erste Mal durch ein Spiegel-Kaleidoskop schaute und plötzlich ganz viele Cousins vor mir sah. Die Brille hat eine ähnliche Wirkung, wissen Sie?“ dann fügte sie so unbefangen wie möglich hinzu. „Was meinen Sie übrigens mit Gates? Sollte ich dort durch meine Brille Bill Gates gesehen haben?“ schloss sie hastig fragend an mit der unbekümmertsten und  dümmsten Miene, die sie zu machen in der Lage war. – Frau Müller-Hein, wie sie sich nannte, schien mit der Antwort ganz und gar nicht zufrieden. Wie dumm war diese Person denn, schoss es ihr durch den Kopf oder war sie vielleicht so gerissen intelligent, dass sie alle leimte? Sie schien für einen kurzen Moment unschlüssig und ließ sich dann auf die Naivität ihres Gegenübers ein.  „Sie sehen alles mehrfach?“ – „Ja, irgendwie“ stammelte Rupp Rechta. Frau Müller-Hein schien die Antwort immer noch nicht zufriedenstellend genug zu sein. „Naja“, sagte sie. „Geben Sie mir die Brille mal wieder her!“ Schnell und unbemerkt wechselte sie die Brille Rupp Rechtas mit ihrer eigenen aus. Sie schaute noch einmal zu der Stelle, auf die Rupp Rechta geschaut hatte und wo ihre Spuren vom Aufschlag noch zu sehen waren und sah den Eingang des Gates nach wie vor nur grau in grau und im kurzen Takt von Lichtblitzen, die wie von Kristallen absorbiert erschienen, durchzuckt. Sie zuckte unmerklich mit ihren Schultern, doch nicht unmerklich genug, dass es Misses Rupp Rechta entgangen wäre. AHA, dachte sie!
Der CIA hatte doch extra diese Miss Rupp Rechta seit ihrem ungewöhnlichen Auftauchen in Findhorn an einem präparierten Fliederbusch, Anfang 1989, minutiös überwachen lassen, sinnierte die Gatekeeper-Assistentin vor sich hin. Zufällig war man damals vor Ort, denn diese Kommune war verdächtig, hatte sie doch aus einer Sandwüste eine fruchtbare Oase werden lassen. Solches durfte nicht einfach so Schule machen! Die Interessen und die Freiheit der Vereinigten Staaten, und damit der ganzen Welt, wurden durch derartige Projekte empfindlich beschädigt! Frau Müller-Klein alias Jane Cooper, Colorado, verunsicherte die Aussage der Misses Rupp Rechta. Man hatte sich erhofft, von ihr über noch fehlende Details des Gatebeamens wesentliche Auskünfte zu erhalten. Sie war in einer für sie unbequemen Lage. In 10 Minuten würde ihr Gatekeeper einen Rapport von ihr erwarten und der war nicht gerade aufschlussreich, was ihrer erhofften Beförderung mehr als nur im Wege sein würde. Es würde ein Schaden für den CIA und damit für die Vereinigten Staaten entstehen, den sie nicht so schnell würde ausbügeln können. Sie trug die volle Verantwortung für den Ausgang dieser Operation! Sie überlegte gerade, was das Protokoll für diesen Fall vorsah, als sie sich blitzschnell und intuitiv entschied, diesem Ausgang ein anderes Ende zu geben. Schnell drückte sie einen Knopf auf ihrer Uhr am linken Handgelenk. Sie musste es riskieren. Plötzlich löste sich alles, was Rupp Rechta bis eben sah, wie eine in Zeitlupe zerplatzende Seifenblase vor ihren Augen auf und in ihr machte sich ein Gefühl des freien Falls bemerkbar. Ihre Beine zuckten, ihre Herzfrequenz verdoppelte sich. Ganz plötzlich stoppte der freie Fall und es fühlte sich für einen ewigen Moment an wie beim Trampolinspringen. Mit einem entsetzlichen, jedoch stummen Schrei wachte sie im Sessel auf, in dem sie offensichtlich noch einmal eingenickt war! Es klopfte heftig an der Tür. Die ältere Dame, die sich als eine Frau Katzenklo vorgestellt hatte, lugte nun durch den geöffneten Türspalt zu ihr herein. Noch völlig benommen von ihrem Traum schaute sie Frau Katzenklo an, aschfahl im Gesicht. Es fühlte sich an wie ein dejá vu. „Ihnen scheint nicht ganz wohl zu sein?“ fragte sie rhetorisch mit einem dennoch erschrockenen Gesichtsausdruck. „Aber da ist eine Lady, die will sie unbedingt sprechen. Darf ich sie rein lassen, Misses Rupp Rechta?“

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