Lutenent Grimm schüttelte noch immer den Kopf über all den Schwachsinn, den dieser angebliche Kriminalroman verbreitete. So war das im echten Leben nicht! Da musste seine Magd Rupp-Rechta jetzt durch, so leid es ihm auch tat! Das Leben war ganz anders. Sie hatte ihn um seine Meinung gebeten. Jetzt hatte sie sie. Die Magd Rupp–Rechta war schon lange in Diensten von Lutenent Grimm und hatte die Idee, dass, wer bei einem Lutenent der Kriminalpolizei arbeitete, so allerhand mitbekam, wie es in der Verbrecherwelt so lief. Ab und an erzählte der Lutenent Grimm ja mal was. Sie kaute immer noch milde lächelnd an ihrem Käsebrötchen und wartete, ob Lutenent Grimm nicht vielleicht doch noch ein paar gnädige Worte über ihren Kriminalroman verlauten lassen würde. Doch der stopfte gerade seine Pfeife.
Seit er damals völlig traumatisiert aus seinem Wintersporturlaub wiedergekommen war, bei dem seine Frau durch eine Lawine ums Leben kam, ergriff sein cholerisches Temperament immer mehr von ihm Besitz. An fast gar nichts mehr hatte er Freude. Alle und alles musste er kritisieren. Richtig bärbeißig war er geworden. Sie musste ihren Roman noch jemand anderem zum Lesen geben. Auf solch emotionale Entgleisungen war sie nicht vorbereitet gewesen. Vielleicht zur Abwechslung einem echten, richtig berühmten Schriftsteller? Das würde sich vermutlich als sehr schwierig erweisen. „Und dann“, fügte Lutenent Grimm noch hinzu und holte damit seine Magd Rupp-Rechta aus ihren Gedanken zurück in die harte Welt der Realität: „Wie um alles in der Welt kommen Sie überhaupt auf die wahnwitzige Idee, sich selbst in diesen Roman hinein zu basteln? Und ich wüsste auch nicht, ob sie tatsächlich ein exzellentes Büffet zubereiten könnten?!“ Mit einem etwas versöhnlicheren Ton, denn er wollte um alles in der Welt nicht, dass sie kündigte, fuhr er fort: „Rupp-Rechta, alles was Recht ist, sie haben weder das Zeug zu einer Schriftstellerein für Kriminalromane, noch dazu, eine exzellente Leichenschmauszubereiterin zu werden. Schuster, bleib bei deinen Leisten, das hatte meine Frau, Gott hab sie selig, immer gesagt. Und so sollte es auch bei Ihnen sein. Und nun gehen Sie zurück in die Küche und bereiten mir einen ihrer guten Kaffees zu.“ Beleidigt verließ die Magd Rupp-Rechta die gute Stube des Lutenent. Sie ärgerte sich, ihm den Roman überhaupt zum Lesen gegeben zu haben. Das hatte sie nun davon und dann hatte er auch noch ihre Fähigkeiten abgesprochen, ein exzellentes Büffet zubereiten zu können. Seit über 23 Jahren wirtschaftete sie schon in seinem Haushalt! Und seit die Herrin gestorben war, Gott hab sie selig, kein gutes Wort mehr von ihm gehört! Dabei hatte man damals den Leichenschmaus in den höchsten Tönen gelobt! Das schien er wohl vergessen zu haben!?! Dem Herrn Generalgouverneur seine Frau wollte sie damals sofort abwerben in ihren Haushalt. Doch aus Treue war sie bei ihm geblieben. Dabei hätte man ihr ein erquickliches Gehalt gezahlt. Ja, sie hatte ein viel zu gutes Herz! Jedenfalls hatte ihr Adamek das immer gesagt, Gott hab ihn selig! - Verdammt, sie hatte die Kaffeebohnen viel zu lange überm Feuer geröstet. Das war ihr noch nie passiert! Die waren hinüber. Oder, oh nein! Na, dann sollte er mal angebrannten Kaffee trinken, der Lutenent Grimm!
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