Die Lust auf einen guten Schnaps in wohlwollender Gesellschaft trug den Sieg in ihm davon. Sergeant Libbe entschloss sich, den Fall als einen Unfall ad acta zu legen. Dr. Wegener hatte sich ja auch dahin gehend geäußert. Was soll‘s!? Welchen Grund sollte die Magd des Lutenent haben, sich selbst um Lohn und Brot zu bringen? Er erinnerte sich, dass Lutenent Grimm sie einmal mit den Worten: „Eine angenehme und umgängliche Person, wenn vielleicht etwas behäbig und nicht zwingend mit einem scharfsinnigen Verstand gesegnet“, beschrieben hatte. Ja und die zwei zwielichtigen Gestalten? --- Er wollte den Fall für sich selber nicht komplizierter machen, als er wirklich war. Tot war tot. Sergeant Libbe war seiner vielen Kriminalfälle überdrüssig und müde. Seit seine Frau vor 3 Jahren gestorben war, vermisste er nur zwei Dinge: Fürsorge und Behaglichkeit. So eine Frau wie die Rupprechta, die etwas von Kochkunst verstand, das könnte er dringender gebrauchen als jeden Kriminalfall. Er würde seinen Dienst bald quittieren. Ja. Und ja, er erinnerte sich sehr wohl an das exzellente Büffet an Leander Overfalls Beerdigung. Das war doch was! Und eine Frau, die einen zum Schnaps einlud, das konnte gut werden. Die seinige hatte ihm Alkohol leider immer verwehrt. Gott hab sie selig! Hoffentlich hatte es für eine Eintrittskarte ins Himmelreich gelangt, ihr ewiger Verzicht auf den Genuss von Alkohol. Ja, das könnte noch einmal ein schönes Liebesduett ergeben mit Rupprechta. Er gelangte förmlich in Verzückung, je weiter er sich ein Leben mit ihr ausmalte! Und wenn ihr Verstand tatsächlich nicht von großem Scharfsinn geprägt war, würde sie auch nicht mit ihm rumstreiten. Er hasste nichts so sehr wie streitsüchtige Frauen! Er würde seinem Boss jetzt einen abschließenden Bericht vorlegen und sich beurlauben lassen und einen Schnaps mit der Rupprechta trinken, Fish and Ships essen an Brightons Küste und einfach mal über nichts nachdenken.
Inzwischen war RuppRechta ins Hotel zurück gekehrt. Sie suchte vergebens nach Mrs. Klappauf und Kloppi Klaus. Schließlich fragte sie an der Rezeption nach den beiden und bekam lediglich ein Schulterzucken. Sie wären leider nicht hier vorbei gekommen, hätten aber vor 2 Stunden ein Menü auf ihr Zimmer kommen lassen und nach einem Schneider verlangt, erfuhr sie. Sie ging grübelnd ins Zimmer zurück. Plötzlich wurde sie wieder von Sorgen überwältigt. Wie sollte sie hier raus kommen, ohne zu bezahlen? Sollte sie sich mit Putzen verdingen? Ihre Putzmittelallergie würde wohl wieder zum Ausbruch kommen bei dem scharfen Zeugs was sie in Hotels und so benutzten. Die Wohnung des Lutenent Grimm blitzte immer vor Sauberkeit, obwohl sie sich mit Soda und ein wenig Ata begnügte! Solcher Art Fortschritt war für sie einfach nur Geldschneiderei! Geld könnte sie jetzt auch dringend gebrauchen. Diese lukrative Creme gegen Orangenhaut, die Kloppi Klaus so erfolgreich verkaufte war ja leider nur ein Produkt ihrer Fantasie. Nein, das war auch kein Weg aus ihrer schier ausweglosen Situation. Geld müsste man haben! Es müsste gar nicht mal so viel sein, dachte sie und in ihrem Sinnieren kehrten ihre Gedanken zu dem ominösen Schreiben des Lutenent Grimm zurück. Darin hatte er sie zur alleinigen Erbin im Falle seines Todes bestimmt. Das durfte nie heraus kommen, man würde sie sofort verhaften, dessen war sie sich sicher! Andererseits würde sie ein ansehnliches Sümmchen erben und das Hotelzimmer bezahlen können und sich endlich einmal zur Ruhe setzen. Es war eine lukrative Alternative. Die Zeit würde vielleicht für sie arbeiten. Sie nahm ihre Handtasche, um neuerlich spazieren zu gehen. Natürlich verschwand sie ebenfalls. Sie hatte jetzt keine andere Wahl, als von ihrem tugendhaften Wege einmal abzuweichen, komme, was da wolle! Eigentlich war sie froh, dass die beiden verschwunden waren. ‚Wie gekommen, so zerronnen!‘ dachte sie und verspürte innerhalb nur einer Woche ein zweites Mal zu tiefst Erleichterung und erneut Appetit auf einen Schnaps.
Sie ging wieder zum Pier hinunter. Vielleicht würde sie diesmal die Imbissbude ihres Cousins ausfindig machen. Damals vor 14 Jahren hatte er ein kleines Häuschen gehabt und sie hätte ihm den Haushalt versorgen können. Ob er wohl geheiratet hatte? Sie würde es sehen. Als sie am Pier flanierte und das Spiel der Wellen beobachte, begegnete ihr …
- sich regen bringt Segen
- Eremit
- verwechseln
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