Langsam siegte der Mensch in Rupprechta. Mitgefühl mit Lutenent Grimm’s raschen Ende stieg in ihr auf und mehr noch Mitgefühl mit sich selbst! Sie war frei. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass diese Art der Freiheit ihr mehr Angst machte als das sklavische Dasein der letzten 25 Jahre. Wie ein schneller Film rasten Vergangenheit, Gegenwart und zukünftige Passagen eines noch nicht verwirklichten Lebens in ihr ab, vermischten sich zu einer Vereinsmeierei ersten Ranges und entpuppten zu guter Letzt Rupprechtas wahren Lebenssinn. Klar und deutlich sah sie ihre Zukunft vor sich!
Zunächst ging sie zum Telefon und forderte das Fräulein vom Amt auf, sie mit der Polizei und einem Arzt zu verbinden, in umgekehrter Reihenfolge natürlich! Daraufhin setzte sie sich erschöpft in einen Sessel, dem bisherigen Lieblingsplatz von Lutenent Grimm, ohne etwas anzufassen. Ihr Arbeitsplatz war jetzt zu einem Tatort geworden. Da fasste man nichts an – oder doch? Sie ging zu dem Toten hinüber. Verstohlen fühlte sie nach seinem Puls. Da war nichts. Als sie aufstand wurde ihr Blick magisch von einem weißen Blatt Papier auf dem Schreibtisch angezogen. Sie ging dorthin und nahm es in ihre Hände. Auf der Rückseite entdeckte sie Geschriebenes. Sie las es und erschrak zutiefst. Schnell nahm sie das Blatt und lief in die Bibliothek. Dort zog sie ein beliebiges Buch hervor und ließ das Dokument darin verschwinden. Es war besser so! Dann zog sie ihr Taschentuch aus der Schürzentasche. Bald würde sie alle Hände voll zu tun haben und man würde Tränen von ihr erwarten. In der Küche lag schon eine geschälte Zwiebel für das Abendessen bereit, das sie heute nicht mehr bereiten würde. Die Zwiebel würde also einen neuen Zweck erfüllen. Sie war immer noch verdutzt darüber, wie aus dem zumächst tiefen Gefühlschaos eine derartige Klarheit in ihr aufsteigen konnte. Sie genoss es einerseits und fühlte sich andererseits ein wenig schuldig. Zorn führte zu keinem guten Ende, das konnte sie nun klar erkennen und beschloss, mit ihrem Zorn ein für allemal aufzuräumen. Sie malte sich bereits ihr neues Leben aus, wie es sein würde, wenn … da klingelte es an der Tür. Raschen Schrittes holte sie zuerst die Zwiebel aus der Küche und wischte sich damit die Augen aus. Dann öffnete sie die Tür. Überraschender Weise …
STICH-Worte, branntneu!
- Geheimagent
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