Donnerstag, 9. Februar 2012

Schlimmer geht's nimmer

„Guten Tag, ähm Miss? Sie haben uns, ähm gerufen?“ Sergeant Libbe schaute ihr fragend ins Gesicht. „Ja, ähm Miss Rupp-Rechta, die Magd vom Lutenent.“ sagte Magd RuppRechta etwas verstört und wischte sich dabei über die Augen. Drei Mann begleiteten den Sergeant und dahinter kam auch schon Doktor Wegener die Stufen hoch geeilt. Bei seinem verstörten Blick und im Bedenken, was außer der Leiche von Lutenent Grimm noch auf die Herren hinter der Wohnungstür lauerte, schossen der Magd Rupp-Rechta nun doch die Tränen in die Augen. Wie sollte sie nur all das erklären, was da an Ungereimtheiten auf die Polizei wartete. Ihre beiden Gäste, der eine mit blutendem Fuß, Kloppi Klaus, und Mrs. Klappauf im zerfetzten Kleid! Herrje, das Leben drehte sich wie ein Karussell, das keiner abzudrehen verstand und sie mittendrin. Von wegen, sie hätte keine Ahnung, wie ein KriminalRoman zu schreiben sei. Dies hier war jetzt viel verzwickter und komplizierter, als alles, was sie sich in ihrem Roman erdacht hatte. Eigentlich war die Sache ja ganz einfach, doch für einen Außenstehenden musste das alles sehr skurril und nach einem Mordkomplott erster Güte aussehen. Die Magd Rupp-Rechta wünschte das erste Mal in ihrem Leben, dass die Wohnung von Lutenent Grimm einen Hinterausgang hätte, durch den sie die beiden unerwarteten Gäste ungesehen verschwinden lassen konnte. Was jetzt auf sie zukommen würde, versetzte ihr einen gedanklichen Dolchstoß mitten ins Hirn! Sie folgte den Polizisten und dem Arzt durch den Flur und wies ihnen dabei die Tür zur Wohnstube. Der Sergeant knipste das Licht an und plötzlich lag wie im Rampenlicht eine bizarre Szenerie mit einer Leiche inmitten eines Ölgemäldetrümmers, ausgespuckten Eiern und zweier, schlimmer geht’s nimmer!- abgerissener Personen, die offensichtlich die Küche verlassen hatten, um es sich in der Stube gemütlich zu machen. Der Sergeant stutzte und hielt in seinen Bewegungen kurz inne. Das war doch eine recht ungewöhnliche Situation, die sich hier vor seinen Augen auftat. Da lag sein Kollege mausetot! Da brauchte es den Arzt nur der Form halber. Das sah ja ein Blinder, dass Lutenent Grimm tot war. Doch was hatte sich hier abgespielt? Und was taten diese beiden Leutchen, die schon leicht betagte, doch eigentlich ganz fesche Misses in zerfetztem, vermutlich klatschmohnrotem Kleide, so genau konnte man das vor lauter Dreck und Zerfetztheit nicht mehr erkennen, und der am Fuß blutende, schon alternde Herr, der einen auf Jüngling machte? Er konnte das alles nicht einander zuordnen. ‚Eins nach dem anderen‘, sagte der Lutenent zu sich selbst und kam wieder in der Realität an. „Miller, mache er ähm, eine Skizze vom ähm, Tatort. Ähm, Dr. Wegener, Sie brauchen ja wohl nur mehr ähm den Tod des armen ähm, Lutenent Grimm aufnehmen. Klarer Fall, ähm, denke ich.“ –„Ja“, bestätigte Dr. Wegener: „Klarer Fall. Sie sagen es Sergeant Libbe!“ Der Doktor holte sein Büchlein raus, nicht ohne vorher obligatorisch den Puls zu messen und sein Hörrohr an das verstummte Herz des Verstorbenen gelegt zu haben und der Stille zu lauschen, die es erfüllte. Ein kurzer Blick zeigte auch ihm, wie der Lutenent zu Tode gekommen war. „Genickbruch!“ sagte er kurz und trug die Daten auf dem Totenschein ein. „Sie meinen nicht ähm, dass es sich um einen ähm, Mord handeln könne?“ fragte der Sergeant den Doktor. „Nun ich weiß auch nicht. Es scheint mir recht logisch. Nur, naja … .“ Der Doktor hielt inne und schaute auf den Nebenschauplatz auf dem Rupp-Rechta wild gestikulierend auf die beiden abgewrackten Personen einzischelte. Das kam ihm schon seltsam verdächtig vor. Doch so etwas war nicht seine Angelegenheit. Er war dafür zuständig den unwiderruflichen Tod des Lutenent zu bestätigen, was ihm nicht leicht fiel. Er hätte ihn lieber lebendig gewusst, denn der Lutenent war dank seines cholerischen Gemüts eine gute Einnahmequelle für ihn gewesen. Es war, Gott sei es gedankt, nicht seine Aufgabe, Verdächtige eines Mordes zu überführen oder zu entlasten. „Nur, ähm, naja?“ Der Sergeant erwartete eine Antwort. Doch der Doktor packte seine Utensilien mit einem raschen: „Nun, ich muss leider weiter. Die Patienten … Sie verstehen? Nichts für ungut, … aber dazu kann ich nichts sagen. Ein Unfall, wenn Sie mich fragen.“ Ja, ja ein bedauerlicher Unfall. In der Tat, das war es! Rasch zog sich der Doktor zurück.

Rupp-Rechta folgte ihm auf dem Fuß. Als sie die Wohnungstür hinter ihm verschloss, atmete sie erst einmal tief durch. Sie musste jetzt einen klaren Kopf behalten! Die Sache mit Mrs. Klappaufs und Koller Klausens Besuch bereiteten ihr Kopfzerbrechen. Wie sollte sie dem Sergeant erklären, dass diese beiden Personen soeben ihrem Kriminalroman entsprungen sein mussten, um sie, ihre Schöpferin, direkt in dieser misslichen Lage in ihrem derzeitigen Heim zu belagern. Kein Polizeiregister, kein Kirchenregister, in welchem die Existenz dieser Beiden verzeichnet wäre. Es waren Unpersonen, die von irgendwo auf dieser Welt aufgetaucht sein konnten! Keinen Wohnort, keine Stätte ihrer Geburt, ja nicht einmal Eltern, Familie hatten diese beiden! Wie hätten sie nachweisen können, dass sie nur Produkte ihrer Fantasie waren, die sich irgendwie materialisiert hatten? Sie glaubte es ja selbst kaum, was ihr da widerfahren war! Da saß sie jetzt schön in der Patsche!

The new following words for se roman:

  • Zwiebelsuppe
  • Himmelbett
  • surfen

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